Generationen verbinden

Monatliches Allianzgebet für Februar 2019

Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wer sind meine Eltern und Großeltern? Was hat sie geprägt? Waren meine Großeltern auf der Seite der Nazis als Juden umgebracht wurden? Wie haben meine Eltern den II. Weltkrieg erlebt? Als junger Mensch habe ich mir diese Fragen oft gestellt. Ich bin dankbar, dass meine Eltern und Großeltern sehr offen damit umgegangen sind. Wer in der DDR gelebt hat, wird sich fragen wie die Familienangehörigen mit der Stasi umgegangen sind. Es gehört zum Miteinander der Familien und Generationen dazu, von der Vergangenheit zu erzählen, um im Heute zu handeln und um für die Zukunft vorbereitet zu sein. 

Das kann schmerzhaft sein, wenn ich mich meiner Familiengeschichte stellen muss! Im Jahr 2015 bittet eine junge Frau unter Tränen Überlebende von Auschwitz um Vergebung. Von ihrem Großvater wusste sie zunächst nur, dass er von Beruf Ingenieur war. Doch dann erfuhr sie, dass er mitgeholfen hatte Auschwitz mit seinen Gaskammern zu planen und aufzubauen. Es galt sich der Schuld der Vorfahren zu stellen. Doch in jeder Familie muss sich jeder der eigenen Schuld stellen. Das verbindet alle Generationen – wie gehe ich mit meiner Schuld um? Verdränge ich sie, leugne ich sie oder stelle ich mich ihr, um dann Vergebung von Menschen und Gott selber zu empfangen? 

Gegen das Vergessen! Das ist ein bekannter Satz in der Geschichte Deutschlands. Gott selber sorgt dafür, dass sein Handeln nicht vergessen wird. Nachdem Mose mit Aaron und Hur auf dem Berg stand und den Stab Gottes hochhielt, kämpfte Josua gegen die Amalekiter. Nach dem Sieg der Israeliten sagt Gott zu Mose: Schreibe diese Geschichte in ein Buch und präge sie Josua ein …“ Dieses so wichtige Erleben sollte nicht vergessen werden (2.Mose 17, 8-14).

Generationen sind durch die eigene Geschichte verbunden. Die Passahfeier verbindet Juden über Jahrtausende mit ihrer Geschichte als Volk und Gottes Rettung aus Ägypten. Im Judentum ist es deswegen so wichtig, dass der Familienstammbaum bekannt ist. Gerade die Familiengeschichten von Abraham, Isaak und Jakob oder von David und seinen Kindern machen deutlich wie die heranwachsende Generation von den Eltern geprägt wurde. Dazu gehört das Erleben von Schuld und Vergebung genauso wie dankbare Glaubenserfahrungen, in denen Gott einen Menschen und eine Familie bewahrt hat. 

Gott sagt zu Mose: Schreibe auf, präge ein, damit ihr euch nicht mehr an Amalek erinnern werdet, denn ich werde euren Feind Amalek besiegen (V.14). Ihr sollt euch die Geschichte einprägen, damit ihr Euch nicht mehr an Amalek erinnert. Das klingt doch paradox. Nur wenn ich Gottes rettendes Handeln an mich und meine Familie lasse, kann Schuld vergeben werden und erst dann soll der Schuld nicht mehr gedacht werden. 

Gerade im digitalen Zeitalter, das sich so rasant verändert, suchen Kinder und Jugendliche Orientierung. Gerade weil die Familie mit Großeltern, Eltern und Kindern heute so gefährdet ist und sich teilweise auflöst, fragen Kinder: Wer ist eigentlich mein Vater? Wer sind meine Großeltern? Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass eines der höchsten Werte für die Jugendlichen die Familie bildet. Dahinter steckt die Sehnsucht: „Ich möchte mich gehalten wissen.“ Ein Großvater erzählte wie seine Enkelkinder nach einem größeren Familientreffen sofort sagten: „Das müssen wir unbedingt bald wiederholen.“ Bei meinen eigenen Kindern beobachte ich immer wieder, dass sie höchst interessiert den Erlebnissen ihres Großvaters zuhören.  

Was verbindet die Generationen? Natürlich die eigene Familiengeschichte mit ihren Höhen und Tiefen. Doch darüber hinaus trägt Musik zu einem verbindenden Element der Generationen bei. Der Leiter einer Musikschule wies mich darauf hin, dass Posaunenchöre in unserer Gesellschaft die Gruppen sind, in denen am besten ein generationsübergreifendes Miteinander gepflegt wird. Das irische Ehepaar Getty, von denen das Lied „In Christ alone“ (Deutsch: „In Christus ist mein ganzer Halt“) stammt, betonen: Musik in der christlichen Gemeinde soll immer verbinden, niemals trennen. 

Detlef Garbers, Sinsheim 

Gestaltungsvorschlag

  • Laden Sie junge Leute aus Ihrer Gemeinde ein und erzählen Sie Ihnen Ihre Lebensgeschichte. 
  • „Erzählen Sie, wo Sie schuldig geworden sind, aber auch davon, wo andere und Gott Ihnen vergeben haben und wo Sie lernen mussten anderen zu vergeben. 
  • „Singen Sie gemeinsam oder machen Sie gemeinsam – Alt und Jung – ein Wunschliedersingen. Welche alten und neuen Lieder werden gerne gemeinsam gesungen? 
  • „Gebetspartnerschaft: Suchen Sie sich ein oder zwei junge Menschen aus Ihrer Gemeinde aus, sagen Sie, dass Sie für sie beten möchten und bitten Sie um Gebetsanliegen. Das verbindet und stärkt beide Seiten. 

Dank

1.

wir danken für unsere Lebensgeschichten

2.

wir danken für unsere Vorfahren und Menschen, die für uns gebetet haben

3.

wir danken für das Miteinander in Gemeinden

4.

wir danken für Chor- und Musikarbeit in unseren Gemeinden

Buße: wir bekennen, wo wir schuldig geworden sind: z.B.

1.

mangelnde Offenheit

2.

mangelnde Bereitschaft zur Vergebung und barmherzig zu sein

3.

wo wir über andere Musikstile geurteilt haben und damit oft Jung und Alt getrennt haben

4.

keine Zeit zum Zuhören

Bitte:

1.

um ein gutes Miteinander in Familien und Gemeinden

2.

um Bereitschaft sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen

3.

Zeit und Gesprächsbereitschaft von jung und alt

4.

um eine Stärkung der gemeinsamen Chorarbeit in Deutschland

© Foto: stocksnap.io, Brodie Vissers

Liedvorschläge

 

 

  • In Christus ist mein ganzer Halt … 
  • „„Welch ein Freund ist unser Jesus … 
  • „„Danke Vater für das Leben, das du gibst 
  • „„Du bist ein wunderbarer Hirt …