„Verstehst du auch, was du liest?“ (Apostelgeschichte 8,30)
Kaum etwas hat sich innerhalb einer Generation so dramatisch verändert wie die Medienlandschaft. Die Menschheit erlebt gegenwärtig eine regelrechte Medienspringflut. Das erschreckt und überfordert viele, denn der Tag hat auch im 21. Jahrhundert nur 24 Stunden. Dabei gäbe es doch ständig so viel Neues zu lesen, zu hören, zu sehen – auf so vielen unterschiedlichen Kanälen und Verbreitungswegen.
Zugleich konnten sich noch nie so viele Menschen mit so geringem Aufwand selbst inszenieren, öffentlich zu etwas bekennen oder von etwas distanzieren. Das ist Segen und Fluch zugleich, denn neben vernünftigen und hilfreichen Wortmeldungen gibt es in den Medien auch eine Inflation von Hass, übler Nachrede, Häme und Falschinformation.
Wofür steht der Begriff Medium: Da ist etwas zwischen mir und der Wirklichkeit. Da wird mir etwas vermittelt. Und nun kommt es vor allem darauf an, was oder wer da vermittelt wird. Wahrhaftiges oder Halbwahres? Echte oder fragwürdige Vorbilder?
Der christliche Glaube steht und fällt mit einem Medium: Mit dem Buch der Bücher, mit der Bibel. Von daher ist die christliche Kultur eine Lesekultur. Die Auseinandersetzung mit dem in menschliche Sprache geronnenen, geschriebenen und gedruckten Wort Gottes kann Menschen erschüttern und die Welt bewegen.
Zugleich ist die christliche Kultur auch eine Hörkultur. „Wie sollen die Menschen glauben an einen Jesus, von dem sie noch nie etwas gehört haben?“, fragt der Apostel Paulus im Römerbrief; „Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Denn der Glaube kommt aus der Predigt.“ Da muss eine(r) sprechen – und ich muss die Ohren spitzen. So wird der christliche Glaube verbreitet und geweckt.
Natürlich ist die christliche Kultur auch eine Sehkultur. „Komm und sieh“, sagt Philippus zu seinem Freund Nathanael, „ob Jesus nicht der Messias ist.“ Und zwar geht es im christlichen Glauben immer um das richtige Sehen. Tiefer blicken und verstehen. Die Dinge durchschauen. Das ist deshalb auch ein Ziel christlicher Medienerziehung. Und Medienkompetenz ziert Christen und schadet ihnen nicht.
Schließlich ist die christliche Kultur eine interaktive Kultur. „Herr, tu meine Lippen auf“, betet der Psalmist. „Seid nicht nur Hörer, sondern Täter des Wortes“, sagt der Apostel Jakobus. In der christlichen Gemeinde und in der persönlichen Praxis des Glaubens geht es immer auch ums Mitmachen und Mittun. Und dazu heißt es: Offline gehen, den Empfänger abschalten, die Zeitung oder das Buch aus der Hand legen, den Kopf und die Hände frei bekommen für andere – und für Anderes.
In der Geschichte waren Christen eher Schrittmacher als Bremser der Medienentwicklung. Wobei es dringend notwendig ist, dass neue mediale Möglichkeiten ethisch verantwortlich genutzt werden. Das können Christen selbst praktizieren, und darauf können sie durchaus auch Einfluss nehmen. Inhaltlich immer nah dran an den Fragen der Gegenwart und am Puls der Menschen.
Markus Baum, Programmreferent, ERF Medien, Wetzlar.