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Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
1. Korinther 12,12-14; Lutherbibel 2017
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Wir finden im Neuen Testament verschiedene Bilder. Sie zeigen uns Christen, wer wir in Christus sind, welche Vorrechte wir haben und welche Aufgaben uns zugedacht sind. Eines der Bilder, die ich am liebsten mag, ist das Bild des Leibes. Ich mag es, weil es so realistisch Bezug nimmt auf die Situation, in der wir stehen: Wir sind so was von unterschiedlich als Einzelpersonen, dass es ein Wunder ist, dass wir es miteinander aushalten. Aber nun macht das Bild klar: Ihr gehört zusammen! In Christus bildet ihr eine Einheit! Und nur in dieser Einheit und nicht im Getrennt-Sein voneinander liegt eine Kraft, die euch und anderen zum Segen wird!
Jedem von uns ist doch klar, dass sich ein menschlicher Körper nicht aus zehn rechten Oberschenkeln zusammensetzen lässt. Wie sieht das denn aus? Nein, das geht gar nicht. Ein Körper funktioniert nur in der Vielzahl und Vielfalt der Glieder und deren Abgestimmt-Sein aufeinander.
Da gibt es natürlich Körperteile, die eher im Vordergrund stehen wie die Augen zum Beispiel, und andere, die man nicht sieht oder schamhaft bedeckt. Sind die letzteren daher unwichtig? Nein!
Und dann gibt es ganz große Glieder, wie der längste Knochen, der Oberschenkelknochen z.B., und ganz kleine Teile wie z.B. das Gehörknöchelchen, das als kleinster Knochen gerade mal rund 52,5 mg wiegt. Sollten wir auf letzteres verzichten? Lieber nicht! Wir schätzen es doch alle, dass wir hören können.
Wir sehen: Bilder sind wie Gleichnisse. Sie stellen uns geistliche Wahrheiten so deutlich vor Augen, dass wir sie kapieren.
Wie entwickelt sich nun die Segenskraft der Einheit?
Da ist es zunächst einmal wichtig, dass ich mich selbst erkenne: Ich bin als Christ Teil des Leibes Christi. Mein HERR hat mich an eine Stelle seines Leibes gesetzt, an der ich eine wichtige Funktion erfülle. Ich brauche nicht neidisch auf andere schauen. Minderwertigkeit hat keinen Platz – und auch nicht Überheblichkeit.
Für meine Aufgabe im Leib habe ich ganz spezielle Gaben bekommen. Mit diesen diene ich den anderen. Gleichzeitig darf ich dankbar annehmen, dass auch mir gedient wird. Ich freue mich über andere und mit ihnen – und leide, wenn es ihnen nicht gut geht.
Ein Ort der Vergebung und Versöhnung
Es kann durchaus herausfordernd sein, die anderen Glieder am Leib wertzuschätzen. Sind sie doch so anders als ich. Ja, wir sind alle sehr originell. Und je näher wir uns kommen, desto mehr Reibungswärme erzeugen wir. Aber das ist nicht per se schlecht. Einheit ist ein wunderbares Übungsfeld der Liebe. Wir können nur dann persönlich reifen und wachsen, wenn wir es schaffen, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie im Miteinander anzuschauen, zu lösen und einander zu vergeben. Wenn beide Seiten es wollen, kommt es zur heilenden Versöhnung, die auch nach außen nicht ohne Wirkung bleibt: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid,wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh. 13,35).
Vielleicht ist das versöhnte Miteinander das Zeugnis, von dem Jesus in Joh. 17,20-23 spricht, als er für die Einheit der Jünger betet, „auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (V.21).