Als Gemeinde beten

Monatliches Allianzgebet für Dezember 2018

„Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.“ (Apostelgeschichte 4,31) 

Jeden Monat laden wir an dieser Stelle zum gemeinsamen Gebet ein. Wir nennen Themen und Anliegen, schlagen Wege und Methoden vor, das Gebet zu gestalten. Und wir hören aus vielen Rückmeldungen, dass von diesen Materialen reger Gebrauch gemacht wird. Aber wo geschieht eigentlich dieses Gebet? Und wer betet? In meinen Besuchen in vielen Gemeinden quer durchs Land mache ich die Beobachtung, dass das gemeinsame Gebet der Gemeinde seltener wird. Gebet geschieht oft in eigens eingerichteten Gebetsgruppen oder Gebetskreisen, in Zettelboxen und an Pinnwänden, in der persönlichen Stille zu Hause, in Gebetsräumen und Gebetsnächten. Und das alles ist großartig. 

Aber gleichzeitig führt dieser Trend auch dazu, dass das Gebet oft zu einer Sache für „Spezialisten“ wird. Da jedoch, wo die ganze Gemeinde zusammenkommt, zum Beispiel im Gottesdienst, ist oft immer weniger Raum für das Gebet. In der pietistischen Tradition ist der Gottesdienst oft aus einer „Bibelstunde“ erwachsen, die Predigt steht im Mittelpunkt und das Gebet bildet oft nur einen knappen Rahmen am Anfang und Schluss. In modernen Freikirchen, die ihr Programm unter Aspekten der Bühnentauglichkeit gestalten, wird gemeinsames Beten ebenfalls häufig vermieden, weil man befürchtet, dass es Gäste und Besucher abschrecken könnte. Selbst da, wo „Lobpreis“ groß geschrieben wird, bestehen die „Liedblöcke“ oft nur aus einer Reihe von Liedern, ohne dass dazwischen Raum für Gebet wäre. Und „Lobpreisleiter“ sehen sich immer öfter nur noch als Sänger oder Bandleiter, aber tun sich schwer mit der Aufgabe, ihre Gemeinden auch im Gebet anzuleiten.

In der Bibel ist Gottesdienst in erster Linie eine Gebetsveranstaltung. Ein Ort des gemeinsamen Gebets der versammelten Gemeinde. Das Gebet dient dazu, den Blick auf Gott zu richten und ihn anzubeten (2. Chronik 5,13-14; Esra 3,11-13). Das geschah durch eine enge Verbindung von Liedern, Gebet und Psalmen (1. Korinther 14,12-26; Epheser 5,19-20). Aber auch die gemeinsame Fürbitte für Stadt, Land, Politiker und Gemeinde hatte ihren Platz in der Versammlung der ganzen Gemeinde (Apostelgeschichte 4,23-31). Menschen wurden durch Handauflegung und Gebet in der Gemeinde berufen und gesegnet (Apostelgeschichte 13,3). Als ein römischer Beamter im frühen 2. Jahrhundert den ältesten uns bekannten Polizeibericht über christliche Versammlungen an den römischen Kaiser schickte, beschrieb er keine Predigt-inhalte, Musikstile oder Bistroangebote, sondern eine betende und singende Gemeinde (Plinius, Brief an Kaiser Trajan 10,96). 

Es wird Zeit, dass wir den Gottesdienst als einen Ort des gemeinsamen Gebets wiederentdecken. Dass Gebet mehr als nur eine schnell dahingesprochene Eingangsfloskel oder ein kurzes Ritual zum Abschied. Lassen Sie sich ermutigen, Gebet auf vielfältige Weise und mit ausreichend Zeit und Raum in ihre Gottesdienste einfließen zu lassen. In der Anbetung, in Lob und Dank, in Fürbitte und Segnung, in Schuldbekenntnissen und Bußgebeten. Entdecken Sie das Privileg neu, als Gemeinde gemeinsam zu beten. 

Dr. Guido Baltes, Marburger Bibelseminar

Vorbereitung und Gestaltung

Planen Sie vielfältige Formen des Gebets im Gottesdienst ein: Gebete, die von einzelnen Personen vorne gesprochen werden. Gebete, die an die Leinwand geworfen und gemeinsam gesprochen werden. Gebete, die im Wechsel gesprochen werden (Vorbeter/Gemeinde, Männer/Frauen, Linke Seite/rechte Seite). Gebetszeiten, in denen viele Einzelne nacheinander beten oder Gebetszeiten, in denen alle gleichzeitig durcheinander beten. Gebet in kleinen Gruppen oder zu zweit.

Beten Sie Psalmtexte, aber auch andere Gebete der Bibel (Nehemia 1,1-10; Daniel 9,1-18; Apostelgeschichte 4,23-31; Offenbarung 5,12-13; 15,3-4) oder Gebete großer Gottesmänner und Gottesfrauen der Geschichte. Lassen Sie die Menschen in Ihrer Gemeinde beim Beten aufstehen, knien oder herumlaufen. Gestalten Sie symbolische Handlungen (z.B.: linke und rechte Seite des Raumes stellen sich einander gegenüber, segnen sich gegenseitig, oder bekennen einander Schuld und sprechen sich dann Vergebung zu). Gestalten Sie den Raum mit Gebetsinformationen, Landkarten oder Fotos an den Wänden, zu denen Menschen hingehen können, um zu beten. Legen Sie Postkarten auf den Stühlen aus, die Anliegen zum Gebet in der Stille abbilden. Menschen beten begeisterter und fröhlicher, wenn es auf vielfältige und abwechslungsreiche Weise geschieht. 

Anbetung

1.

Ermuntern Sie die Menschen einmal, eine Minute lang Gott mit eigenen Worten zu loben und anzubeten, ohne dabei die Worte „Bitte“ oder „Danke“ zu sagen. Keine einfache Übung.

Dank

1.

dafür, dass Gott Gebet das Gebet der Gemeinde hört und beantwortet;

2.

dafür, dass wir die Freiheit haben, öffentlich als Gemeinde zu beten.

Buße und Bekenntnis:

1.

dafür, dass wir dem Gebet so oft nur wenig Zeit und Raum geben;

2.

dafür, dass wir Gott zu wenig und uns zu viel zutrauen.

Bitte:

1.

um den Heiligen Geist, der in uns das Gebet bewirkt und uns die richtigen Worte gibt;

2.

um Mitarbeiter, die sich gezielt als Gebets-, Anbetungs- und Fürbitteleiter schulen und gebrauchen lassen.

© Foto: stocksnap.io, Brodie Vissers

Liedvorschläge

  • History Maker / Ist es heute wahr (Martin Smith) 
  • Vater unser (Timo Langner) 
  • Vater Unser (Christoph Zehendner) 
  • Welch ein Freund ist unser Jesus (Charles Crozat Converse, Joseph Medlicott Scriven, Ernst Gebhardt) 
  • Herr Jesu Christ, dich zu uns wend (EG 155) 
  • O dass doch bald dein Feuer brennte (EG 255) 
  • Jesu, hilf siegen (EG 373)