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„Er sendet sein Wort auf die Erde, sehr schnell kommt es ans Ziel. Er breitet den Schnee wie Wolle aus und streut den Reif wie den Staub. In Brocken wirft er sein Eis herab. Wer kann bestehen vor seinem Frost? Dann schickt er sein Wort, und alles schmilzt weg; das Wasser rinnt, wenn sein Wind weht. Er hat Jakob sein Wort offenbart, Israel seine Gesetze geschenkt.“
Psalm 147,18-19 (Neue evangelistische Übersetzung)
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Vor Jahren hatten wir bei uns im Ruhrgebiet einen richtig knackekalten Winter. Unser Auto hatte wochenlang am unteren Ende unserer Straße stehen müssen, weil es bei Schnee und Eis die Steigung nicht bewältigte. Irgendwann habe ich dann auf der Straße mit dem Spaten Eis aufgehackt. Vielleicht würde der Wagen endlich die Auffahrt schaffen?
Aber bald war alles weggetaut. Die Energie der Natur hatte mal wieder viel großflächiger, sanfter und vollständiger geschafft, was ich mit Spaten-Technik nur sehr bruchstückhaft hinbekam. Schmelzkraft ist eben viel wirkungsvoller als mechanische Kraft. Thermik siegt über Mechanik.
Ich mag die Bildworte aus Psalm 147 gern. Gottes Wort wird hier verglichen mit der Wärme, die Eis zum Schmelzen bringt: „Dann schickt er sein Wort, und alles schmilzt weg“ (Vers 18). Zuvor war Gott es selbst gewesen, der Schnee und Eis hervorgerufen hat. Doch dann entfernt er das Eis – nur durch die Kraft seines Wortes.
Wenn das seine typische Wirkungsweise ist, dann taut Gottes Wort das Erfrorene, Vereiste auch in meinem Leben weg. Mit Anstrengung (Vorschriften erfüllen, mich am Riemen reißen) würde ich nur einen Bruchteil der Widerstände überwinden können. Gottes Energie wirkt sanfter und gleichzeitig effektiver.
Welche Energie ist das? Vom Römerbrief (Kapitel 8) her würde ich sagen: Das ist die Kraft des Heiligen Geistes. Psalm 147 führt diese Kraft auf Gottes Wort zurück. Zwischen beiden besteht kein Widerspruch. Und Vers 18 nennt in seiner zweiten Hälfte den Wind, den Gott wehen lässt, sodass „das Wasser rinnt“. Der Wind der Natur? Oder Gottes Geist? Im Hebräischen dasselbe Wort. Die Gute Nachricht Bibel schreibt: „sein Atem“. Also: Gottes Wort und sein Geist wirken per Schmelzkraft, nicht mit Hack- oder Hebelgesetzen.
Die Bibel ist einer der bevorzugten Orte, wo Gottes Wort und Gottes Geist sich treffen. Also können wir dies von der Bibel erwarten, und darin liegt ihre Faszination: Sie hat eine sanfte, aber unwiderstehliche Kraft. Wenn ich in ihr lese, setze ich mich ihren Wärmestrahlen aus, ihrem Veränderungspotential. Man lese einmal, was Jesus in Matthäus 12,1-8 über das Bibellesen sagt. Die Heilige Schrift stellt hier die Nachfolger von Jesus in die Freiheit, sie zeigt den Gesetzlichen das weite Feld der Barmherzigkeit auf, sie stellt biblische Einzelaussagen in den großen Zusammenhang. Was für ein Potential!
Wenn – man liest (Matthäus 12,3.5)! Franz Kafka wird mit diesem Satz zitiert: „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ Ein ansprechendes Bildwort. Bloß: Der Vergleich ist der Mechanik entnommen (Axt). Im Vergleich zur Buch-Erfahrung oder Buch-Erwartung Kafkas ist Gottes Buch besser, denn es wirkt nicht mechanisch, sondern thermisch – und damit weit kraftvoller.
Gestaltungsvorschläge
- Der Gastgeber bereitet rechtzeitig vorher ein kleines Experiment vor: In ein altes Stück Stoff wird mit einer brennenden Kerze Wachs geträufelt, das dann hart wird. Ein Messer liegt bereit, ein Stück Löschpapier und ein Föhn (oder ein Bügeleisen).
- Das Treffen beginnt mit dem Experiment: Wie kann man das Wachs aus dem Stoff herausbekommen? Mit einem Messer bekommt man nur einzelne Krümel ab, und das nur oberflächlich. Mit Wärme und Löschpapier aber kann man das Wachs herausschmelzen.
- Austausch: Was ist der Lieblingsbibelvers einzelner Teilnehmer? Warum? Was hat sich im Leben konkret geändert, seit man diesen Vers (oder diesen biblischen Zusammenhang) kennengelernt hatte?
- Austausch: Sie fahren mit einem entfernten Bekannten im Aufzug von unten hinauf in das 35. Stockwerk. Er fragt nach Ihrem Lieblingsbuch, Sie sagen: „Die Bibel“. Wie würden Sie ihm in der kurzen Spanne dieser Aufzugfahrt schildern, was Sie an der Bibel begeistert?
Lieder
- Teures Wort aus Gottes Mund (Benjamin Schmolck)
- Für Gottes Wort nehm ich mir Zeit (Theo Lehmann, Jörg Swoboda)
- Herr, sprich lauter zu mir (Arne Kopfermann)