Vom Segnen: Christen und die politische Kultur

Monatliches Allianzgebet 2017

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch verfluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel; denn er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte....

Matthäus 5, 43-45

Viele politische Meldungen in den vergangenen Monaten waren durchzogen von Begriffen wie „tief gespalten“, „Hass-Kommentare“, „Fake-News“ usw. Hier wandelt sich vor unseren Augen die politische Kultur. Mich erschreckt das. Die Wurzeln unseres freiheitlichen Rechtsstaates werden angegriffen.

Die politische Kultur in einer Demokratie lebt vom Respekt. Vom Respekt vor der Würde eines jeden Menschen. Vom Respekt vor den gewählten Vertretern in den Parlamenten. Vom Respekt auch vor dem politischen Gegner als Mitbewerber um die Wählergunst und die Gestaltungsmacht im Land.

Es geht mir nicht um „Duckmäuserei“. Der Meinungswettstreit, der Austausch von Argumenten und verschiedener Ansichten und natürlich auch Kritik gehören zum Wesen einer Demokratie. Gewaltenteilung, unabhängige Presse und die parlamentarische Opposition sind Elemente, die unsere Verfassung vorsieht, um die Regierenden zu kontrollieren. Institutionalisierte Kritik sozusagen. Das ist notwendig. Wir Deutsche wissen das aus bitterer Erfahrung.

Aber wenn aus berechtigter Kritik wilder Hass wird, Hass, der nur darauf abzielt, den Gegner zu zerstören, Hass, der sich nicht scheut, zu unlauteren Mitteln zu greifen, dann hat das in der politischen Debatte nichts verloren.

Wer Ängste schürt und Hass sät, wer lästert oder Lügen verbreitet, der schadet nicht nur seinem Gegner, sondern dem gesamten demokratischen System und damit uns allen.

Jesus verbietet seinen Nachfolgern solchen Hass ohne Wenn und Aber. Wer sich auf Jesus berufen will, der segnet, der tut Gutes und der betet für seine Feinde. Jesus hat zwar kein Wahlprogramm aufgestellt, selbst die Bergpredigt taugt nur bedingt für den konkreten politischen Alltag. Und „Liebe“ im verklärten, romantischen Sinne ist kaum hilfreich, wenn es um Entscheidungen wie innere und äußere Sicherheit geht.

Liebe als Haltung hingegen ist das einzige, was auch politisch funktioniert. Politiker, Parteien oder Verwaltungen, die nur an sich selber denken, sind entweder korrupt oder sie werden totalitär. Ein guter Politiker hingegen sucht das Wohl der Menschen. Und eben das ist Liebe: Dem anderen das Gute gönnen. Das griechische Wort für segnen (eu-logein) heißt wörtlich: Gutes sagen. Als Christen sind wir aufgefordert, selbst unsere Feinde zu segnen. Um wieviel mehr muss das für Politiker gelten. Ob wir sie wählen oder nicht – wir können sie segnen. Die Politik und unsere Gesellschaft brauchen dringend eine solche Kultur der Wertschätzung.

Uwe Heimowski, Berlin, Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag und am Sitz der Bundesregierung

Zur Vorbereitung und Gestaltung

Jeden Tag werden wir überhäuft mit schlechten Nachrichten. Sammeln Sie dagegen im Vorfeld andere Meldungen. Nachrichten, die sich lobend oder wertschätzend äußern. Über Politiker verschiedener Parteien. Über Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker, über Beamte wie Lehrer und Polizisten. In kleinen Runden tauschen wir eigene gute Erfahrungen aus.

Lassen wir das Gebet münden in konkrete Taten: Einen Brief mit wertschätzenden Worten an die Regierenden. Einen Besuch beim lokalen Abgeordneten, um ihn zu segnen für seine Arbeit.

Wir danken Gott

Wir bitten Gott

© Foto: stocksnap.io, Brodie Vissers

Lieder

  • Gott hält die ganze Welt in seiner Hand (Traditionelles Spiritual)
  • Friede, Friede, Friede sei mit dir (Text /Melodie: Manfred Siebald)