23.09.2010

Wie Entwicklungshilfe am nachhaltigsten wirkt

Inder: Durch den Glauben an Christus ändert sich der ganze Mensch

Wie Entwicklungshilfe am nachhaltigsten wirkt

Inder: Durch den Glauben an Christus ändert sich der ganze Mensch

Indrapuri (idea) – Am nachhaltigsten wirkt Entwicklungshilfe, wenn sie mit Evangelisation verbunden ist. Diese Ansicht vertritt der Leiter der nordindischen sozialmissionarischen Organisation GEMS (Gospel Echoing Missionary Society), Augustine Jebakumar (Indrapuri/Bihar). Seit 1972 hat der 64-Jährige eine breit angelegte Gemeindegründungsarbeit im Bundesstaat Bihar aufgebaut, die mit Bildungseinrichtungen, medizinischen Diensten, Krankenhäusern und anderen Projekten verknüpft ist. Wie Jebakumar gegenüber idea sagte, wirke eine geistlich motivierte Entwicklungshilfe besonders dauerhaft, weil sie eine innere Veränderung des Menschen hervorrufe, die sich auf die Umgebung ethisch positiv auswirke. Hingegen seien die Erfolge staatlicher Entwicklungshilfe in Indien meist nur von kurzer Dauer, wenn sie nicht ohnehin durch Korruption verpufften. So habe UNICEF einmal viel Geld für Schulen in Bihar zur Verfügung gestellt. Der Staat habe 20.000 neue Lehrer angestellt, doch binnen eines Jahres habe sich wieder der alte Zustand eingestellt, weil vielfach die persönliche Motivation fehle.

Bihar – Friedhof der Missionare

Jebakumar ist vor fast 40 Jahren aus geistlicher Überzeugung von Südindien nach Bihar gegangen, dem – wie er sagte – rückständigsten Bundesstaat Indiens. Von den 105 Millionen Einwohnern seien 68 Prozent Analphabeten. Der Staat sei landwirtschaftlich geprägt; es mangele – anders als in Südindien - an Industrie. Die Ansiedlung werde auch durch das starke Auftreten von Kommunisten erschwert. Bihar sei für Christen ebenfalls ein hartes Pflaster; man habe den Bundesstaat früher als „Friedhof der Missionare“ bezeichnet, weil nicht wenige umgebracht worden seien und ihre Arbeit lange Zeit kaum Frucht getragen habe. Auch heute müssten Christen mit teilweise gewalttätigen Angriffen etwa von fanatischen Hindus oder Kommunisten rechnen. Ihnen sei neben der Furcht vor religiöser Abwanderung vor allem ein Dorn im Auge, dass Christen keine Kastenunterschiede kennen und sich besonders um die Armen kümmern. Etwa 82 Prozent der Bevölkerung Bihars seien Hindus, 16 Prozent Muslime und 0,06 Prozent Christen. Der Rest besteht aus Anhängern anderer Religionen.

Vom Jesus-Film zu Gemeinden

Grundlage der Arbeit von GEMS ist Evangelisation und Gemeindegründung. Mehr als 2.800 Gottesdienstzentren hat das seit 1980 mit der evangelikalen Inter-Mission verbundene Missionswerk laut Jebakumar ins Leben gerufen. 18 Teams, die den Jesus-Film zeigen, sind in den Dörfern unterwegs. Daraus entstehe oft ein „Predigtstützpunkt“, der sich nach und nach in eine selbständige Gemeinde mit 50 bis 100 Mitgliedern entwickeln könne. Wegen des Bildungsnotstandes habe GEMS, die vor allem aus Indien finanziell getragen wird, seit 1982 mehr als 100 Kindertagesstätten und Schulen eingerichtet, an denen 600 christliche Lehrer tätig sind. Darüber hinaus habe man Berufsschulen für Schlosser, Elektriker und Kfz-Mechaniker, an denen 556 Jugendliche eine Ausbildung erhalten. Für junge Frauen habe man eine Krankenpflegeschule sowie Ausbildungsplätze für Computerberufe und Schneiderinnen eingerichtet.

Kostenlose Augenoperationen

Das Missionswerk unterhält auch ein Krankenhaus mit 150 Betten sowie angeschlossenen Klinken. Ferner führe man medizinische Einsätze in Dörfern durch. Im vorigen Jahr habe man 20.000 Personen gegen Hepatitis B geimpft und 4.000 Augenoperationen am Grauen Star kostenlos durchgeführt. Mehr als 2.000 Waisenkinder würden betreut, davon seien 312 an Kinderlähmung erkrankt. Einige Kinder von Prostituierten seien HIV positiv.

Wie Christen aus Europa helfen können

Das Missionswerk GEMS hat sich laut Jebakumar hohe Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2020 wolle man erreichen, dass 20 Millionen Menschen Christen werden. Jebakumar regte an, dass qualifizierte Christen aus Deutschland und der Schweiz ihre technischen und betriebswirtschaftlichen Fachkenntnisse in Indien einbringen. So könnten sie beim dringend benötigten Aufbau einer Nahrungsmittelproduktion helfen, die Bauern ein Einkommen sichern könnte. Allerdings müssten Europäer bereit sein, sich auf die unterschiedliche Kultur und den anderen Lebensstil einzulassen. Jebakumar tritt auch als Redner auf dem Jahrestreffen der Inter-Mission am 25. September in Hannover auf. Die Inter-Mission ist vornehmlich in Indien, aber auch in Indonesien, Brasilien und Sierra Leone aktiv und unterstützt insgesamt 90 Kinderheime und über 130 Tagesschulen. Markus Egger leitet die Inter-Mission Deutschland. Dem Schweizer Zweig steht der Unternehmer Heiner Henny (Liestal) vor.