Gewalt gegen Frauen

Mai 2024

„Hilf, HERR! Die Heiligen haben abgenommen, und treu sind wenige unter den Menschenkindern. Einer redet mit dem andern Lug und Trug, sie heucheln und reden aus zwiespältigem Herzen. Der HERR wolle ausrotten alle Heuchelei und die Zunge, die hoffärtig redet, die da sagen: »Durch unsere Zunge sind wir mächtig, uns gebührt zu reden! Wer ist unser Herr?« »Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen«, spricht der HERR, »ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt.« Die Worte des HERRN sind lauter wie Silber, im Tiegel geschmolzen, geläutert siebenmal. Du, HERR, wollest sie bewahren und uns behüten vor diesem Geschlecht ewiglich! Denn Frevler gehen allenthalben einher, wo Gemeinheit herrscht unter den Menschenkindern.“

Psalm 12,2-9

Der Blick um uns herum und in die Welt bringt viele zum Klagen und Beklagen. Und es gibt einiges zu beklagen: Kirchenaustritte, Lügen, gesellschaftliche Spaltung, Hassreden, Heuchelei, Elend, Armut und Gewalt. All diese Dinge beklagt schon David in Psalm 12. Er ruft ein kräftiges und wichtiges Gebet: „Hilf Herr!“ David bringt die Zustände seines Zeitalters vor Gott. Er scheint seine Welt zu kennen und die Realität wahrzunehmen. Er beklagt die dahinschwindenden Heiligen (Vers 2) und die falschen Worte der Gottlosen (Verse 3-5). In Vers 7-8 betont er die reinen Worte des Herrn und endet mit dem Wandeln der Gottlosen. Im Mittelpunkt des Psalms 12 steht das Versprechen, dass Jahwe den Armen und Gewaltleidenden Recht gibt.

Wie sieht dies bei uns aus? Sehen wir die Realität? Gewalt gegen Frauen ist hierzulande nicht selten und geht uns alle an. Laut des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hat in Deutschland bereits jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erlebt. Das bedeutet von den ca. 42,8 Millionen Frauen in Deutschland betrifft dies ca. 14 Mio. Frauen. Geschlechtsspezifische Gewalt hat viele unterschiedliche Formen und reicht von physischer, körperlicher oder sexueller Gewalt bis hin zu sexueller Belästigung im öffentlichen Raum. Und diese Formen an Gewalt machen vor den Kirchen- und Gemeindetüren oft nicht Halt. Ist uns dies bewusst?

David schreit zum Herrn und bringt ihm die Zustände und Gott antwortet, dass er die unter Gewalt Leidenden sieht und aufstehen wird. Wo ist unser Schrei? Wo ist unsere Hilfe und Liebe? Jesus ruft seine Nachfolger und Nachfolgerinnen dazu auf den Nächsten zu lieben und Friedensstifter zu sein. Und dies beinhaltet auch, dass wir beten und aufstehen gegen Gewalt. Dass wir uns der Schwachen und Elenden annehmen. „Selig, sind die Frieden stiften, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes genannt werden“ (Matthäus 5,9).

Gestaltungsvorschlag

  • Thematisiert Gewalt gegen Frauen und betet für offene Augen und Herzen, so dass Gewalt nicht im Verborgenen bleibt.
  • Gemeinde soll ein sicherer Ort für Frauen sein. Trefft Entscheidungen, die keinen Raum für Gewalt lassen.
  • Schulung von Mitarbeitern zum Thema Gewalt gegen Frauen und Erarbeitung eines Schutzkonzeptes. Macht auf das Hilfetelefon 116 016 aufmerksam.
  • Erkundigt euch in der Stadt, wo es Anlaufstellen für Frauen gibt, und betet für diese Einrichtungen, die Mitarbeiter und die an Gewalt Leidenden.
  • Macht auf den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November aufmerksam.

Anbetung und Dank

  • Für Anlaufstellen und Schutzräume für Frauen in Not
  • Für die Möglichkeit gegen Gewalt aufzustehen und zu beten
  • Für Verantwortungsträger, die sich mit dem Thema beschäftigen

Beugung und Buße

  • Wir bekennen, wo wir die Augen vor der Realität verschlossen haben.
  • Wir bekennen, wenn wir nicht immer sichere Orte für Gewaltleidende waren.
  • Wir bekennen, wenn wir nicht verantwortungsvoll mit Macht umgegangen sind.
  • Wir bekennen, wo wir nicht gegen Gewalt aufgestanden sind.

Bitte und Fürbitte

  • Für die Gewaltleidenden, dass sie Gehör und Raum finden.
  • Für die Mitarbeiter im Bereich Frauen in Not
  • Für Prävention und Aufarbeitung beim Thema Gewalt gegen Frauen
  • Dass wir uns nicht an Unrecht und Gewalt gewöhnen und uns an die Seite von Frauen stellen, die Gewalt erleiden.

Lieder

  • Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut
  • Kraft in schweren Zeiten
  • Ach Gott, vom Himmel sieh darein

Daniela Knauz, Sprecherin der Mitgliederversammlung und Leiterin Arbeitskreis Frauen der Evangelischen Allianz in Deutschland