Gebet für Verantwortungsträger in unserer Gesellschaft

August 2024

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten!“

Römer 12,21

Für einige unter uns scheint sich die Welt in letzter Zeit schneller zu drehen als sonst. Politik und Gesellschaft widmen sich heißen Themen, im Bundestag werden zu grundsätzlichen gesellschaftlichen und ethischen und Fragen in kurzer Zeit Fakten geschaffen. Gut oder Böse wird viel zu oft und zu schnell - auch ideologisch - aus individueller Sicht eingeordnet. Manch einer fühlt sich in seinen Grundwerten und im Verständnis eines friedlichen Miteinanders stark herausgefordert, teilweise über- oder ungehört von den Verantwortungsträgern dieses Landes.

Wenn als grundlegend verstandene Werte einer Gesellschaft öffentlich in Frage gestellt und im nächsten Schritt verändert werden, ist die natürliche Reaktion vieler Menschen, dass sie sich in Gruppen zusammenfinden, die die eigene Meinung vertreten und dadurch gefühlte Stabilität bieten. Gefährlich wird diese Entwicklung jedoch dann, wenn die Gesprächskanäle zwischen den Gruppen abreißen und sie ein Eigenleben entwickeln, das nicht mehr mit der Außenwelt abgeglichen wird. Das Resultat ist Radikalisierung.

Radikalisierung spiegelt im Gegensatz zu einer klaren Positionierung in einer Debatte keinerlei konstruktive Einbringung in die gemeinsame Gestaltung wider. Sie schottet ab. Noch schlimmer: Sie nimmt Personen aus anderen Gruppen ihre Menschlichkeit und Würde, erniedrigt sie zu puren Objekten. Gruppenbildung und Abschottung können wir in vielen Bereichen um uns herum beobachten. Es ist ja auch um einiges einfacher und bequemer, klare Aufteilungen zwischen Gut und Böse vorzunehmen, die Welt in schwarz und weiß zu sehen.

Doch Gott fordert uns in seinem Wort wiederholt und nachdrücklich auf, nicht selbst in solchen Schubladen zu denken und zu handeln, denn nach dem Maße, nach dem wir messen, wird uns ebenfalls zugemessen werden (Mat 7,2). Und wer von uns kann ehrlich behaupten, er oder sie hätte den ausreichenden Überblick und das heilige Urteilsvermögen, um nichts als Gerechtigkeit zu üben (Joh 8,7)? Zugegeben, zu einigen Themen haben wir klare Gebote, die für uns Gläubige den Standard bestimmen. Wir folgen einem Herrn nach, der sich uns während der gesamten Menschheitsgeschichte offenbart. Wir haben einen Gott, der uns für Beziehung geschaffen hat, der Gerechtigkeit liebt und Unrecht verabscheut. Sein Reich ist ein Reich des Friedens und der Liebe, Jesus Christus ist der Fürst des Friedens (Jes 9,5) - und wir sind seine Botschafter. Halleluja!

In seinem Brief an die römische Gemeinde beschreibt Paulus sehr klar und detailreich, wie dieses Königreich aussieht, wie wir Teil dessen werden und wie wir es in die Welt hineintragen können. Insbesondere Kapitel 12 gibt uns sehr praktische und aktuell relevante Hinweise, wie wir Christen in dieser Welt leben sollen. Lasst uns insbesondere diesen Monat immer wieder in diesen Abschnitt schauen und ihn uns selbst wie einen Spiegel vorhalten. Denn unser himmlischer Vater hat uns nicht als rücksichtslose Kämpfer für die von uns als solche verstandene Gerechtigkeit eingesetzt. Er gab uns den Auftrag, alle Welt zu Jüngern zu machen (Mat 28,19). Das heißt übersetzt: jeden Menschen in die Beziehung zum Vater einzuladen und zu ermutigen.

Gestaltungsvorschlag

Lasst uns diesen Monat wieder verstärkt auf unsere Haltung im Gebet achten. Es sind nicht einfach „die da oben,“ die Entscheidungen treffen. Auch wenn wir in der Sache eine andere Position vertreten mögen, so wollen wir mit Gottes wohlwollendem Blick auf Menschen schauen.

  • Insbesondere was Gesellschaftspolitik angeht, brauchen wir klare Positionierungen und müssen in der Wahrheit verwurzelt sein. Die Wahrheit lässt sich aber nicht wie ein politisches Programm aus der Bibel ablesen. Sie ist eine Person: Jesus, der Sohn Gottes und Retter der Menschen (Joh 14,6). In Wahrheit leben heißt, in enger Beziehung zum Herrn Jesus bleiben und die Welt durch seine Augen sehen.
  • Segnet unsere Politiker im Gebet und durch Ermutigung. Schreibt doch „eurem“ Bundestags- oder Landtagsabgeordneten eine Dankeskarte mit einem Segensspruch!

Anbetung und Dank

  • Für die Politiker und Verantwortungsträger, die sich täglich für das Wohl unseres Landes und der Menschen einsetzen.
  • Für die Freiheit, in der wir in Deutschland leben dürfen.
  • Für individuelle Möglichkeiten, guten Einfluss auf die Geschicke Deutschlands nehmen zu können.

Buße

  • In den Punkten, in denen wir uns selbst zum Richter erhoben und dadurch euer Gegenüber nicht mehr als ebenbürtigen Menschen wahrgenommen haben.
  • Für mein eigenes hartes Herz

Bitte

  • „Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.“ (Mat 24,12) Tretet insbesondere für den weltweiten Leib Christi ein, damit wir als Brüder und Schwestern in Jesu‘ Liebe bleiben.

Lieder

  • Von guten Mächten wunderbar geborgen (Dietrich Bonhoeffer)
  • Friede, Friede, Friede sei mit dir…Manfred Siebald

Frank Heinrich, Vorstand der Evangelischen Allianz Deutschland, Chemnitz