Israel

Monatliches Allianzgebet für September 2022

Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich

Römer 11,18

Das Alte Testament beschreibt die Geschichte Gottes mit seinem erwählten Volk Israel, beginnend mit Abraham, dem Stammvater der Israeliten, und den Segensverheißungen für ihn. Dabei lässt die Bibel nichts aus: Sie beschreibt die Liebe Gottes zu seinem Volk, sie beschönigt nicht den immer wieder auftretenden haarsträubenden Ungehorsam Israels, aber die Güte und Gnade Gottes ermöglichen seinem Volk dennoch immer wieder einen neuen Anfang.

Das Neue Testament entfaltet dann das für viele Juden Undenkbare: Die Heilszusagen Gottes werden global erweitert. Wer an Jesus Christus als den von Gott gesandten Erlöser, Messias und Retter glaubt, der ist Teil des Volkes Gottes aus Juden UND Heiden.

Dies sorgt für viele Fragen und Unverständnis: Hat denn Gott sein Volk verstoßen (Römer 11,1)? Gelten die Heilszusagen Gottes an Israel nicht mehr? Paulus widmet sich dieser Frage ausführlich in Römer 9-11, und benutzt dafür ein den damaligen Menschen in Israel sehr vertrautes und einleuchtendes Beispiel.

Er beschreibt zwei Olivenbäume, einen edlen und einen wilden Baum. Mit dem edlen Olivenbaum ist Israel gemeint. Alle restlichen Völker sind durch den wilden Baum symbolisiert. Wenn nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden, Paulus denkt an den Unglauben vieler Juden, du aber, der du ein wilder Ölzweig bist, in den Ölbaum eingepfropft wurdest, Paulus denkt an die Heidenvölker, und Anteil bekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich (Römer 11,17-18).

Mit anderen Worten: Gott steht zu seinem Wort. Die Erwählung Israels bleibt bestehen. Christen aus den Heidenvölkern sind die eingepfropften Zweige. Wir haben Anteil an der Erwählung Israels.

Grund genug, sich intensiv mit der geistlichen Bedeutung Israels zu beschäftigen, hier und heute durchaus auch im größeren Kontext des Nahen Ostens. Darum hat die Evangelische Allianz in Deutschland kürzlich einen Arbeitskreis „Israel-Judentum-Nahost“ gegründet. Es geht um die Beachtung einer biblischen Israelperspektive, aber auch darum, Judentum, messianische Juden und arabische Christen wert zu schätzen und Begegnungen mit ihnen zu suchen.

Darum sollten Christen fest an der Seite Israels stehen, und sich gleichzeitig darum bemühen, die Nachbarvölker Israels und die ganze Region des Nahen Ostens tiefer verstehen zu lernen, politisch-zeitgeschichtlich sowie biblisch-heilsgeschichtlich. Wir halten dabei an der Einheit des Leibes Christi fest. Durch den Glauben an Jesus Christus sind Juden und Araber zusammen mit allen Christen dieser Welt eins in Christus.

Die Begegnung mit Juden und ihrem Zugang zur Heiligen Schrift können Christen aus den Völkern helfen, ihre Wurzeln besser zu verstehen, um so zu einem tieferen Verständnis ihres Glaubens zu gelangen. Wir teilen die Hoffnung auf ein weltweites Königreich des Friedens nach dem Kommen des Messias.

Zur Vorbereitung und Gestaltung

  • Betet für Juden in unserer Gesellschaft.
  • Wo immer möglich, sucht Kontakt zu messianischen Gemeinden in eurem Umfeld.
  • Antisemitismus ist ein leider wachsendes Problem, auch in Deutschland. Wo erleben wir dies in unserem Umfeld? Lasst uns dagegen aufstehen und ein klares Bekenntnis der Solidarität und Liebe zum jüdischen Volk abgeben.
  • Wir brauchen auch ein tieferes Verständnis des Judentums. Dies kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Eine praktische Möglichkeit ist es, jüdische Einrichtungen, z.B. jüdische Museen, zu besuchen und sich diesbezüglich fortzubilden.
  • Der Horror des Holocaust ist für immer ein Teil der Geschichte von Deutschen und Juden. Als Christen in Deutschland erkennen wir in unserer Geschichte eine besondere Schuld, mit der eine besondere Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft einhergeht. Wir treten entschieden gegen die Abwertung des Judentums auf und wir treten für ein versöhntes Miteinander ein.

Anbetung und Dank

  • Dass Gott uns in Sein Erwählungshandeln mit Israel durch Jesus Christus miteingeschlossen hat
  • Dass wir uns unsere Erlösung nicht verdienen müssen, sondern durch die Gnade Jesu Christi damit beschenkt werden

Beugung/Buße

  • Dass in unserem Land erneut antisemitische Parolen zu hören und zu lesen sind
  • Dass wir Christen so oft so wenig als Licht in der Welt erkennbar sind

Wir bitten Gott

  • um Versöhnung angesichts der vielen Gräben in unserer Gesellschaft und dass Kirchen und Gemeinden dabei vorangehen: für Versöhnungsbereitschaft in Familien, unter Nachbarn, Kollegen, Parteien und zwischen gesellschaftlichen Gruppen.
  • für uns Christen um Einheit und Frieden trotz unterschiedlicher Ansichten.
  • uns zu Trägern Seiner Hoffnung zu machen, unseren Glauben zu stärken und uns durch Seinen Heiligen Geist mit Liebe zu Ihm und unseren Nächsten zu erfüllen.
  • für uns als Gesellschaft, dass Gott uns gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Verständnis schenkt.
  • für Mut, Kraft und die Bereitschaft, im Gespräch zu bleiben mit denen, die eine andere Meinung vertreten. Wir bitten um Offenheit für Korrektur und dass wir uns nicht von Angst leiten lassen.
  • für Versöhnungsbereitschaft in Familien, unter Nachbarn, Kollegen, Parteien und zwischen gesellschaftlichen Gruppen, um der drohenden oder vollzogenen Spaltung etwas entgegenzusetzen.
  • um den „Shalom“ Gottes in unseren Städten und Dörfern, für Gewaltfreiheit und Zusammenhalt.
  • für die Demonstrationen, dass Gott ihnen Seinen Frieden schenkt gerade während der Proteste; für einen gewaltfreien Verlauf, für Frieden trotz unterschiedlicher Ansichten, für gegenseitigen Respekt und Augenmaß von den demonstrierenden Bürgern und Polizisten.
  • um die Eindämmung der Pläne von Provokateuren jeglicher Art und für Zivilcourage der weiteren Beteiligten; für den Verzicht auf Manipulation.
  • dass Ungerechtigkeit und Unredlichkeiten, Lügen und Intrigen aufgedeckt werden; um das Ende von vergifteten Debatten und die Rückkehr zur Fairness.
  • für die Ordnungskräfte und Polizei um Schutz und Respekt, dass Gott ihnen Kraft, Weisheit und Fairness gegenüber allen Beteiligten bei den Demos schenkt.
  • für diese Pandemie. Schenke ein schnelles Ende. Schenke allen Pflegekräften und Ärzten viel Kraft und Ausdauer.
  • besonders für die Politikerinnen und Politiker unseres Landes und unserer Stadt um Schutz.
  • ihnen Mut, Weisheit und gute Berater zu schenken, damit sie gute Entscheidungen treffen.

Bitte/Fürbitte

  • Für Frieden im Nahen Osten, zwischen Juden und Palästinensern und auch in Syrien
  • Für Frieden in der Ukraine
  • Dass gerade wir Deutsche, die wir zwei Weltkriege verschuldet haben, als Friedensunterstützer in Politik und Gesellschaft aktiv sind
  • Dass wir Christen für wertschätzende, dialogische und liebevolle Initiativen bekannt sind – in Bezug auf politisch Andersdenkende, Angehörige anderer Religionen etc.
  • Dass die Wahrheit des Evangeliums und die Liebe zu Menschen bei uns in Tat und Wort untrennbar zusammengehören

Liedvorschläge

1

Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens

2

Zünde an dein Feuer (die Melodie ist die Nationalhymne Israels)

Ekkehart Vetter, Vorsitzender der Evangelischen Allianz Deutschland, Mülheim an der Ruhr